Peter Arndt
1957 wurde ich in Wiesentheid / Franken geboren. Meine Mutter steuerte den fränkischen Familienteil bei. Meine väterlichen Vorfahren lebten einige Generationen lang in Wolhynien, einem Landstrich, der heute zur Ukraine gehört, in den Zeiten davor auch russische und polnische Herrschaft kennengelernt hatte. Der Erlebnisfundus dieses Familienteils, der nach den Wirren der napoleonischen Zeit in der Mitte des 19.Jahrhunderts aus Brandenburg in den Machtbereich der russischen Zaren gezogen war, ist reich an Geschichten.
1939 hieß es für die Familie meines Vaters, Nikolaus Arndt: Raus aus Wolhynien/Ukraine, Umsiedlung in (gerade deutsch gewordenes) polnisches Gebiet. Nach wenigen Jahren der Ansiedlung im so genannten Warthegau, einem deutsch annektierten Gebiet westlich der Weichsel, trafen die Kriegsereignisse die Familie mit voller Wucht. Mein Vater Nikolaus leistete Kriegsdienst zunächst als fünfzehnjähriger Flakhelfer, später als Sechzehnjähriger wurde er als so genannter Panzerjäger Wehrmachtssoldat im Berlin der letzten Tage des "Dritten Reiches". Seine Familie flüchtete im eisigen Winter 1945 mit Pferdegespannen von Polen nach Franken.
Mein Buch Die Wetterseite der Bäume habe ich als Roman zur Biografie meines Vaters angelegt. Dabei konnte konnte ich mich auf umfangreiche Material-Sammlungen meines Vaters stützen, viele Gespräche mit ihm und natürlich auch die Reisen, die wir gemeinsam auf seinen Spuren in den Osten, nach Polen, in die Ukraine und an die Orte seines Kriegseinsatzes unternahmen.
Eigentlich bin ich diplomierter Soziologe, machte später noch eine Ausbildung zum Organisationsprogrammierer, lernte als IT-Berater viele der deutschen Industrieunternehmen kennen und fand schließlich einen erfüllenden, jahrzehntelangen Broterwerb als IT-Leiter in einem Industriebetrieb, der in der Welt der Gewürzkräuter und Heilpflanzen zu Hause ist.
Ich fühlte mich durch die Erzählungen der Eltern und der älteren Verwandten immer als Kriegsenkel - denn ein Kriegskind war ich nicht. Doch die ausgesprochenen und die unausgesprochenen Geschichten arbeiteten immer in mir.
Eine kleine humorige Geschichte zu meinem Geburtsort verfasste ich 2015.